verunsicherung[11]/kulturpark strausberg - 05.-07.07.2002 - losone, 330ml[e], mournful, the pyro tale, kajak, waterdown, monoland, scholle, zoe, dear diary, torchous, das zuckende vakuum, pale, tomte, favez, seidenmatt, a season drive, moderat, porter ricks, u.a.

die wochen waren ins land gezogen und die verunsicherung[11] rückte näher, alles schien recht unsicher, den veranstaltern wurden von der stadt strausberg gewisse mittel nicht zur verfügung gestellt, das finanzielle wurde zum risikofaktor und unter diesen voraussetzungen stürzten sich auch die sinnbus-leute und die von action:reaction in die mitorganisation, schoben werbung beim immergut, bei der pop up in leipzig und auch sonst dauernd, flyer verteilen, plakate kleben und so.
am freitag mittag dann nach strausberg fahren, mit dem fahrrad bis vor die bühne und mit kuchen fürs aufbauteam, die sonne hoch am himmel, ein paar gehen baden und schwimmen durch den straussee, auch das publikum ist langsam am start. beginn um kurz vor halb sieben mit losone, fünf leute, die irgendwie verstreut durchs ganze land leben, emo-brett, die erste. tho und fabi von sinnbus zerschneiden derweil kunstrasen, zaubern den sinnbus für die standdekoration, das gelände, an sich sehr schön gelegen, direkt am see, mit bäumen, viel wiese, füllt sich etwas schleppend, aber es geht voran, bei der zweiten band, 330ml[e] aus wien, ist der raum direkt vor der bühne schon deutlich voller. musikalisch ist das noch etwas allgemein und nicht ganz so spannend, österreichischer alternative-pop irgendwie. mournful danach rocken doch schon deutlich mehr, kraftvolle riffs (a.k.a. emo-brett), die spaß machen. und wo liegt eigentlich bottrop? als kleines highlight folgt the pyro tale, ein münchner und ein berliner auf 'ner couch mit akustikgitarre und percussion, bei einem lied mit triola, zwischen kraftvoll und sehr ruhig, irgendwie verspielt, wie das schöne 12,49. dazu that's when i reach for my revolver von mission of burma, sehr angenehm zur untergehenden sonne. eine kleine enttäuschung folgte auf dem fuße: kajak erwiesen sich zwar als respektable gitarrenpop-band, die es auf jeden fall verstanden zu zweit (gitarrist und drummer) zum bassisten-ersatz namens sampler nette lieder, so etwa im stil der sterne, zu spielen, aber als ersatz für delbo, von denen sich daniel beim fahrradfahren beide arme lädierte, waren sie irgendwie nur halb gut. irgendwer meinte noch am rande, daß man hätte versuchen sollen, sometree zu besorgen. hätte zumindest was gehabt. auf waterdown war ich gespannt und fand sie nach ihrem auftritt nicht mehr so klasse. pierre von torchous moderierte zwischen den bands und kündigte sie laut rufend mit "hier sind waterdown aus osnabrück" an und dann kamen sie nacheinander auf die bühne, allesamt schon spielend, etwas prolliges funkanlagen-gehabe, was bei impress me gleich am anfang eigentlich noch recht cool kam, aber im laufe der show doch enorm an überraschung einbüßte, insgesamt irgendwo zwischen emo und hardcore, blöderweise sah dauernd das fiese untier namens nu-metal um die ecke. sie wurden aber von den leuten ganz gut gefeiert. großes kino dafür dann zum abschluss des abends mit monoland, shoegazing galore meets gitarrenwand, der bassist mit 'nem soma-t-shirt, sehr elegisch das alles, kaum ansagen, der gesang verschwindet im dichten sound. ansatzlos wird mit blow begonnen, lieder von beiden platten werden gespielt und mit leuchtenden augen steht man da und sieht, hört zu, lässt sich mitreißen bis einen das ende ebenso plötzlich ereilt wie der anfang. sehr groß. und dann schlafen. oder so.

der samstag begann wie der freitag: sehr heiß. am rande begann auf und bei der hiphop-stage das muntere treiben, breakdance-contest, streetball-turnier mit sinnbus-mannschaften auf den plätzen zwei und vier und halfpipe als unterhaltung. scholle aus hamburg eröffnen um 16:30 bei den gitarrenrockern und das ist ein wenig das dilemma des tages, sehr früher beginn, zehn bands auf der gitarrenbühne, dazu hiphop und electronica - es ist nicht machbar, sich alles anzusehen, leider, teilweise. mh, scholle, naja, gitarrenpop, den die leute dankend als eröffnung annehmen, will heißen: man könnte sich ja mal so langsam zur bühne bewegen. zoe aus fürstenwalde packen dann wieder etwas das emo-brett aus, überzeugen aber noch nicht so recht, dazu setzt auch noch leichter nieselregen ein und alles wirkt an diesem tag etwas grau. die gießener dear diary bleiben angenehm im gedächtnis, pendeln zwischen krachend und ruhig mit anklängen an die großartigen appleseed cast, emo at its best. ebenso torchous, die, das publikum auf ihrer seite habend, ein wahnsinnig großartiges konzert hinlegen, zwischen postrock und emocore, vertrackt im rhythmus und verwirrend im guten sinne, dazu dann sogar mit neuen liedern, begeisterung und wieder leuchtende augen. im tosenden ende fallen sie zu boden und reißen immer noch töne aus ihren saiten. folgend das zuckende vakuum, nicht minder großartig, post-core in großen farben, der einstieg gleich mit green soon und die sinnbus-posse in vorderster reihe. mitreißend beeindruckend. und es geht weiter mit großen momenten als pale auf der bühne stehen und sichtlich spaß haben. teenage heaven, split kick und so, einige neue lieder, die emo-variante von skate-punk, eingängiges indie-zeug, zwischen brettern und springen. irgendwann entdeckt der sänger im publikum kempa vom immergut und lässt die menge, zahlenmäßig doch recht groß, applaudieren. danach die üblichen verdächtigen auf den indie-festival-bühnen des landes, die unvermeidlichen tomte, deren frischheit sich mit zunehmender sehfrequenz blöderweise verringert. will heißen, daß ich nicht unbedingt irgendwas schlechtes über sie schreiben will, weil sie eigentlich okay sind mit ihrer mischung aus indie und post-punk, thees uhlmann ist jetzt schon der held einer generation, obwohl (oder weil?) er fast immer angetrunken ist, aber so richtig umwerfend finde ich sie nicht mehr. armin von purerock.de kam nach dem konzert an und erzählte, daß die leute bei korn und sprite plötzlich anfingen zu pogen. mh. ich hatte zwischenzeitlich die electro-bühne gesucht und gesehen, großes keyboard-laptop-gekratze von moderat und porter ricks, clicks & cuts treffen auf breakbeats und klangcollagen, später dann noch the bug feat. tikiman, großes kino, im steintheater sitzen und kopfnicken. auf der anderen seite dann die schweizer favez. der bassist mein held des abends, spielte etwa in kniehöhe, sprang dabei noch rum und lag trotzdem nie falsch, ja. ansonsten sehr emotional, sehr laut, sehr mitreißend, sehr pathetisch. große momente zwischen lärm und ruhe, etwas von radiohead und motorpsycho, auf deren label stickman sie ja auch veröffentlichen. someday all this will be mine und wieder bei so einigen die leuchtenden augen. nun hätte schluss sein können, wäre okay gewesen, die aufgabe nach favez zu bestehen ist auch nicht grade die einfachste. seidenmatt, die diese position im line-up für die im prüfungsstress steckenden honey for petzi übernahmen, meisterten sie dennoch mit bravour. eine kurze ansage, einzählen, jan schreit "go!" und wir sind schon mitten in take u in 8. nelt + nolt folgt, nochmal post-rock im "nur noch großartig"-format, couch lassen grüßen, das mikro bleibt für die meiste zeit unbenutzt, instrumental steht die musik im raum und reißt mit. am ende wieder th'uwe nothkeks, wie im x-garten überlang, peggy gewidmet, die lächelnd am bühnenrand steht. danke rufen und wieder hätte ende sein können, viele leute sahen es ähnlich und gingen schlafen oder zur s-bahn, der rest sah sich noch a season drive an, freunde von favez, ebenfalls aus lausanne, nicht ganz so sperrig, laut und emotional, eher hausbackener alternative rock, ganz nett, aber so richtig bei der sache war man nicht mehr. thees schenkte benjamin von der soma noch ein tomte-t-shirt (zitat von vorher noch: "passt mal auf die shirts auf und wenn einer eins kaufen will, haut ihm aufs maul!"), danach standabbau und bühnenabbau, im morgengrauen stand ich dann mit robert, pierre und laura auf dem jetzt nahezu leeren gelände, daniel mit seinen beiden bandagierten armen noch da, einige andere auch noch, langsam verschwanden aber alle. im backstage-zelt auf zwei couches konnte man dann ganz gut schlafen.
alles in allem waren wohl genügend leute da gewesen, es hätte aber auch gerne voller sein können. war schon trotz all dem stress ein schönes wochenende. irgendwie.

johannes